Integratioun brauch Partnerschaft: Lëtzebuergesch léieren mat engem Coach – "Ein wenig Zeit für eine gute Sache"

29/11/2011

Wir wissen es alle: Die Sprache eines Landes erlernen bedeutet so etwas wie eine Eintrittskarte ins gesellschaftliche und kulturelle Leben. Um eine Sprache aber wirklich zu beherrschen, vor allem eine gesprochene Sprache wie das Luxemburgische, bedarf es mehr als der treuen Teilnahme an Abendkursen. Was zählt, ist die Praxis, die Unterhaltungen, das Ausdrücken von Meinungen und Wünschen.

Aus dieser Überlegung heraus hat LEADER Redange-Wiltz im vergangenen Jahr gemeinsam mit der ASTI, im Rahmen des ”Pacte intégration Redange-Wiltz, ein Coaching-System für Luxemburgisch-Schüler ins Leben gerufen, dessen Erfolg erfreulich ist.

Die Gründe, Luxemburgisch zu lernen, liegen auf der Hand. Die Projektleiter wollten aber auch Gründe derer, die sich als Coach gemeldet hatten, kennenlernen. Sie sind an ein halbes Dutzend Menschen herangetreten, die sich mit ”ein wenig Zeit für eine gute Sache” freiwillig gemeldet hatten.

Die Profile dieser Menschen sind verschiedenartig, unter ihnen befinden sich Männer und Frauen aller Alterskategorien, allerdings überwiegend Rentner. Das versteht sich von selber, erklärt Jean-Pierre Dichter aus Wiltz da ”man ein Minimum an Zeit und Flexibilität aufbringen muss”.

Die Belohnung für das Engagement, so Jean-Pierre Dichter weiter, ist ”das Gefühl der Zufriedenheit wenn man sieht, dass die Person Fortschritte macht”. Bei seiner Schülerin waren die Fortschritte beachtlich. ”Sie war sehr motiviert, vor allem da auf ihrer Arbeitsstelle Luxemburgisch gesprochen wurde. Allerdings müssten ihre Arbeitskollegen mehr Anstrengungen unternehmen, Luxemburgisch mit ihr zu reden. Leider muss es immer schnell gehen.”

Frau Hohol-Differding mangelt es nicht an Zeit. Sie wohnt im Seniorenheim St. Joseph in Mersch. Es war der Direktor des Hauses gewesen, der ihr von der Idee des Coachings erzählt hatte. ”Er weiss, an wen er sich wenden muss, er weiß, dass ich so was kann.” In der Tat: die sehr engagierte 83-jährige Dame, die künstlerisch tätig ist und eigene Ausstellungen organisiert, hat zwei Schüler unter ihre Fittiche genommen. Einer dieser Schüler ist ein motivierter junger Belgier. ”Es hat mir selber so viel gebracht! Er hat mir das Surfen im Internet und das Verschicken von E-Mails beigebracht”, erzählt sie begeistert. ”Im Moment kommunizieren wir über E-Mail. Ich lerne was und er auch.”

”Wir treffen uns im Altenheim und wir reden über alles, seine Arbeit, meine Kunst, das Internet”, erklärt sie. ”Hauptsache, man redet miteinander, der Inhalt ist weniger wichtig”.

Marie-Jeanne Ketter-Urbing aus Tarchamps arbeitet mit ihrem Schüler ein Luxemburgisch-Buch durch, während andere das Gelernte wiederholen. Auch wenn das Prinzip des Benevolats in der Luxemburger Kultur nicht sehr verankert ist, sind die Coachs sich einig darin, dass sie auch ohne Entlohnung etwas davontragen. ”Es ist sehr interessant, ausländische Leute kennenzulernen. Es ermöglicht einem, ihre Geschichte und die Gründe für ihre Emigration zu verstehen” erzählt Marie-Jeanne Ketter-Urbing. Ihrer Meinung nach ”ist es wichtig, dass die Luxemburger einen Schritt auf die Ausländer zu machen.”

In diesem Punkt sind die Coachs einer Meinung: ”Wir, die Luxemburger, haben eine Verantwortung. Es reicht nicht, sich darüber zu beschweren, dass die Ausländer unsere Sprache nicht sprechen, wir müssen ihnen helfen. Der Funke muss überspringen, das vereinfacht die Begegnungen.” Aber es entstehen vor allem Freundschaften. Frau M.B., wohnhaft in der Gemeinde Redingen, weiß davon zu berichten: ”Es ist in der Tat eine sehr schöne Erfahrung, wir sind Freundinnen geworden und sehen uns weiterhin”.

Interviews geführt durch Nathalie Oberweis-ASTI